Blumenwiesen in Gifkendorf

45 Jahre Blumenwiesen
Mit Sperli-Samen fing in Gifkendorf alles an

Text und Fotos: Siegfried Stein

Blumenwiesen, Blühstreifen, Bienenweiden und Nützlinge in Gärten sind heute ein großes Thema. Die Ursprünge zu dieser heute europaweit geförderten Entwicklung sind mit der Firma Sperli-Samen (ehemals Lüneburg, heute in Everswinkel bei Münster) eng verbunden. Vor 45 Jahren (1974) begann diese Entwicklung mit der Anlage von naturnahen Gärten in Gifkendorf. Das waren absurde Ideen in einer Zeit mit schnurgeraden Wegen und exakt gestutzten Rasenflächen ohne ausreichende Lebensmöglichkeit für die schon damals bedrohte Insektenwelt.

„Euer Garten gefällt uns nicht“, sagten auch folgerichtig einige Nachbarn, doch der Traum von mehr Natur und Wildpflanzen im Garten fand rasch Anklang. Den Medien gefiel es und immer mehr Gartenbesitzern auch. Als erste berichtete im Mai 1978 und danach noch zweimal die Zeitschrift „Mein schöner Garten“ vom Burda- Verlag, Offenburg mit großen Fotoreportagen von der neuen Entwicklung in Gifkendorf.

Viele andere Zeit­schriften, Rundfunk und Fernsehen folgten, die Bewegung für mehr Naturschutz im Hausgarten wurde immer größer, spezielle Saatgutmischungen für Insekten und unterschiedlichen Blumenwiesen wurden in Zusammenarbeit mit der Firma Sperling erarbeitet. Das Interesse nimmt immer noch zu und ist zum Allgemeingut geworden. Bisheriger Höhepunkt bezüglich Lebensmöglichkeiten von Bienen und anderen Insekten ist das Volksbegehren 2019 in Bayern.

Die pflegeleichte Blumenwiese in Gifkendorf hat sich seit ihren Ursprüngen etwas gewandelt, aber sie besteht immer noch. Nach 45 Jahren haben sich vor allem verwilderte Zwiebelblumen ausgebreitet. Bei milder Witterung beginnt die Farbenpracht schon im Februar mit Wildbienen-Nahrung wie Schneeglöckchen, wilden Krokussen, goldgelben Winterlingen, Leberblümchen, Schlüsselblumen und Kissenprimeln, gefolgt von gelben Osterglocken und süß duftenden weißen Dichternarzissen. Margeriten, Bocksbart und Wiesenstorchschnabel entfalten sich im Frühsommer, im Juli wird mit hoch gestelltem Rasenmäher gemäht. Im Winter ähnelt die Fläche einem normalen Rasen, doch im Herbst bieten Herbstzeitlose und Herbstkrokusse nochmals Farbe, Nektar und Pollen für Bienen und Hummeln an. Damit sich keine Mäuse ansiedeln, wird die Fläche vor dem Winter mit einem normalen Rasenmäher kurz abgemäht.