Erinnerungen von Marie Meyer

Marie Meyer um 1960

Erinnerungen aus dem Hof 4/22


Persönliche Informationen über den Alltag im Dorf in den 1900er- bis 1940er-Jahren sind eher selten. Die Zeitzeugen weilen nicht mehr auf dieser Welt und die hinterlassenen Bilder zeigen uns im Allgemeinen Gesichter, die man oft nicht mehr identifizieren kann.
Gifkendorf hat das Glück, mit den schriftlichen Erinnerungen von Marie Meyer und ihren Vater Johann Albrecht ein außergewöhhnliches Zeugnis dieser Zeit zu besitzen
Albrecht wurde 1869 in Aljarn geboren und heiratete 1883 in den Hof 4/22 ein. Er hatte viel von der Welt gesehen und einiges erlebt, denn er hatte 2 Jahre lang in einem Garde-Regiment in Berlin gedient.
Er starb 1943 und hinterließ einige Erinnerungen, die von seiner Tochter im Laufe des 20. Jahrhunderts zusammengetragen worden sind. Sie selbst wurde 1896 geboren und erlebte einen großen Teil des 20. Jahrhunderts. Sie berichtet in ihren eigenen Wörtern vom Leben im Dorf, von den glücklichen Momenten und von den schwersten Krisen, manchmal ein bisschen unbeholfen: die Sätze sind kurz, manchmal unvollständig, aber die Informationen sind Gold wert und geben uns zahlreiche Informationen über den Alltag in Gifkendorf in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

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Geschrieben, Gifkendorf Febr. 1972

Soweit ich mich entsinnen kann, steht hier in Gifkendorf die

Dorfbirke schon. Und wie so um 1900 die Sandkuhle bis an

Rathjes Fahrweg ging, entschlossen die 5 Bauern sich, den Platz

mit Linden zu bepflanzen. Mein Vater gab 20 M weil schöner

würde vor unserem Hause, die anderen jeder 10 M die Bäumchen

zu kaufen. Somit kamen die Kartoffel- und Rübenkuhlen

weiter rauf. Am Fahrweg pflanzten sie drei Rothornen

dahinter 4 Reihen Linden das kann 1904–06 gewesen

sein. Dann 1908 baute mein Vater den Rübenkeller.

Aus der Sandkuhle holten die Dorfleute alle weissen Sand zum

Ausstreuen in Stube und Küche. In der Lehmkuhle wurden Kluten

gebacken zum Mauern, die Innenwände von unserem Speicher den

wir 1914 bauten (laut Giebelinschrift) sind alle damit gemacht.

Unser Strohdachhaus, welches 1930 leider durch Feuer vernichtet

wurde, ist 1864 laut Giebelinschrift gebaut (Fachwerk)

1857 heiratete Johann Heinrich Dittmer Dorotee Kock aus

Wendhausen, die fingen 1861 an zu bauen dieses Haus mit Flett,

1864 ward fertig. Meine Mutter wurde 1859 geboren, zwei

Mädchen starben klein, 1873 starb der Vater, 48 Jahre alt, da

waren Mutter und Tochter allein. Nachbar Schoope war Vormund

1881 starb auch die Mutter, war die Tochter allein, 22 Jahre alt

1883 heirateten meine Eltern, da wurde Schweinhaus gebaut

bis dahin stand nur ein kl. Schweinekobe an der Stelle.

Anschliessend Flur und Küche im Haus ausgebaut. Ein Mauer

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aus Hingelsteinen um den Hof gezogen mit 3 schmiedeisernen

Torwegen. 2 Pferde hatten wir. Peter hatte mein Vater als

Fohlen gekauft, ihn mit viel Liebe und Geduld angelernt.

28 Jahre hat er das treu hier gehabt, den spannte der Knecht        

im Sommer morgens an, wenn er ihn geputzt hatte und

schickte ihn mit dem Wagen los zum Grünfutter holen, was

mein Vater inzwischen gemäht hatte. Wenn mein Vater Getreide

säte, eggten die Pferde allein ein. Nur nach Lüneburg mochte

der Vater nicht gern, vorm Zug hatte er Angst unterwegs, wollte

er jeden Weg abbiegen.  Wir hatten 70-80 Schaffe, da musste

die Wolle nach Lüneburg gebracht werden. Peter hatte dann

Angst wenn er den Dampfzug sah aber Papa redete ihn gut zu

Er wurde ausgespannt in der Gastwirtschaft bei Karl. H. Meyer

am Sande, Futter für die Pferde mitgenommen aber Peter fraß

nicht eine Schnauze voll bis er wieder zu Hause war.

Ich durfte dann auf dem Bollerwagen hatte mir

Lehrer extra Erlaubnis geholt. Es wurde dann tüchtig eingekauft,

einen Hut Zucker, halbe Tonne Hering die wir uns mit

Schoops teilten Sensenbäume und Sensenstreicher für die

Nahe Ernte. Große Kanne Petroleum, Schaufeln, Forken

Stränge und Rechen. Das Schafscheren war ein großer Tag.

Am Tag zuvor wurde der halbe Schafstall mit Grassplaggen

ausgedeckt damit die Wolle sauber bleibe. Sehr schwer waren

es meisten, die fingen morgen früh auf, damit alle schafe

fertig waren, wenn sie nachmittags wieder auf der Weide können.

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Einige Tage vor dem Scheren wurden die Schafe gewaschen in

einer Schafwaschkuhle, wir mussten dann mit ins Wasser.

Kühe hatten wir meistens nur 6, weil meine Mutter gelähmt war.

Vertheins Hof nebenan lag sehr niedrig, als Grenze Feldsteinmauer

und dicke Eiche. Am Teich war ihr Brunnen für Trinkwasser mit

Eimer herauszunehmen. Hintem Teich der Abflussgraben

in die Wiese, daneben ein großer Birnbaum halb umgeweht

aber herrliche frühe Birnen. Davonlangte Vertheins Mutter

uns oft Körbe voll über die Mauer. 1911 baute Wilhelm Vertheins

das neue Haus. Das alte wurde abgerissen und Hoopmans

kauften den Wischhof. 1916 wurde der Hof verkauft.

Schoops Haus brannte 1919 zur Hälfte nieder. Vom Erzählen

weiß ich, dass im Müllers Haus im Sept. 1881 Feuer

anging, das nach Siegels Übersprang, der dicht nebenan

lagen und der ganze Hof brannte ab. Daher wohnen

Siegels jetzt weiter ab. Vom Siegels alten Hofplatz kaufte

Heinrich Müller eher er im Krieg fiel (erster Weltkrieg)

kaufte er ein Stück und baut das Schweinhaus drauf.

Da der Erbe vom Sauckerchen Hof nach Rohstorf (Wiese)

hinheiratete 1882 wurde von Sauckes Haus und Scheune

Wohnungen gebaut (in 4) Es waren hier im Dorf 6 Halbhöfe

Schoope, Müller, Siegel, Sauke, Veerthein, Dittmer.

4 Katen Rathje, Hoopmann, Rabeler jetzt Ortmann

und Hartig (Veertheins Mutter ihr Vater) Hartigs Vater hatte

Gastwirtschaft und Höckerei. Gifkendorfer Falsam wurde

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tüchtig gefeiert (1900). In Flett und Diele wurde

getanzt. In unserem Wirtshaus (Kate) haben vor

einer Zeit 3 Familien gewohnt, in Butzen geschlafen.

Familie Eggert wohnte 66 Jahre dort. Im Winter und

Frühjahr hing der Wiemen voll Speck und Schinken.

Viel  ?     bei Eggerts Mutter räucherte, sie kochte ja

im Kamin, Herd war nicht da. „Gint Rögern, da Rooks bitt“

1959 wurde das Haus abgerissen. Ein Feuer stand da

Am 18. Mai 1930 brannte unser Haus nieder. Als eben

Schoops Hof verkauft war und Marquardt eingezogen

brannte 1935 die Hälfte des Hauses ab. Kurz darauf auch

die Scheune und das Wirthaus.

Dies alles hat die Dorfbirke gesehen und miterlebt

wie auch wir die Dorfbewohner. Als am Ende des Krieges

die vielen Trecks auf dem Dorfplatz hielten und auf

Verteilung in die einzelnen Gehöfte warteten, sah auch

die Birke dieses Elend.

Ich frage mich wann unsere Birke eigentlich am schönsten

ist. ob im Frühling in ihrem frischen Grün oder im Sommer

schattenspendend mit ihren hängenden Zweigen, oder

gar zur Winterzeit im Rauhreif.

Möge unsere Dorfbirke noch lange als Zierde

des Dorfes meisten blühen und gedeihen.

Johann Albrecht um 1930-1940 (Bild Familie Bruns)

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Mein Lebenslauf

Geschrieben auf vollendeten 70 Jahren

Ich Johann Heinrich Albrecht

geb. am 8 Juli 1869 zu Aljarn als zweiter Sohn meiner Eltern

Mein Vater, der Hofbesitzer Jürgen Christoph Albrecht

geb. 5. Januar 1829. Meine Mutter ?  Elisabeth Albrecht

geb. Schulz geb. am 19. Nov 1832 zu Altenmedingen.

Ich erlebte eine glückliche Kinder- und Schulzeit.

am 22. Nov. 1873 verstarb meine gute mir über alles

liebe Mutter, wie ich von da an durch Gottes Güte und Gnade

geführt wurde, ist mir jetzt noch unbegreiflich. Denn was

es heißt ein Kind ohne Mutter, dass weiß nur der, der

es erlebt hat. Über die erste schwere Zeit wurde ich von meinem

Großvater (Mütterlicherseits) hinweggeholfen. Wenn ich 

Sonntags Morgens bei ihm in seiner Kammer gewesen

war, wurde mir wieder leicht Nähen, Flicken und Stopfen

hatte ich schon bei meiner Mutter gelernt und somit

mein Zeug, deshalb ?  in Ordnung halten. Mit

20 Jahren wurde ich Soldat. Am 10. Nov 1879 zur

Garde eingezogen und diente 2 Jahre im 3. Garde

Grenadier Regiment Königin Elisabeth in Spandau.

Auch als Soldat hat Gottes Güte mich allen Versuchungen

der Großstadt widerstehen lassen. Ich wurde am

8. Okt 1881 mit 1. als Königl. Urlauber entlassen

und denke heute noch mit Freuden an meiner Soldatenzeit zurück.

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1883 am 23. Nov. verheiratete ich mich mit

Elisabeth Dittmer hier in Gifkendorf. Am 21. Mai 1885

wurde uns durch Gottes Güte eine Tochter geboren und wir

lebten sehr glücklich. Doch des Herrn Rat und Wille ist

wunderbar. Am 21. Juni 1887 starb unsere Elise plötzlich

an schleichenden „unleserlich“ (Diphterie). Von nun an ging mir

schwerste Zeit an mir vorüber. Meine Frau wurde schwer krank

(gelähmt) und musste nach Jahresfrist an Krüken wieder gehen

lernen. Doch Gott lässt seinen aber nicht ertrinken. Im Jahr

1896 am 2. Sept. wurde uns wieder eine Tochter durch Gottes

Güte geschenkt und zu unserer Freude gesund an Leibe und Seele,

bisher erhalten. Vormundschaften hatte ich vier, wovon die

letzte die Schwester war, dann da musste ich für meinen

Nachbar den Hof mitverkaufen. Das Amt eines Zwischenvorstehers

habe ich 12 Jahre in Vastorf und 19 Jahre in Reinstorf unter

3 Pastoren Gellerman, Drewes und Kappe bis zu meiner

Hofübergabe verwaltet. Als im Krieg 1915 der Gemeinde-

Vorsteher Siegel gestorben war, musste ich als Beigewohnter

 den ganzen Krieg hindurch das Amt führen. Was das für eine Arbeit war um

jeden gerecht zu werden, ist gar nichts zu beschreiben.

Am 27. Mai 1921 verheiratete Marie sich mit Wilhelm Meyer

aus Rohrstorf. Zuerst schien es als ob uns die Freude an

ein Großkind versagt sein sollte, nachdem sich unsere

Hoffnungen zweimal nicht erfüllen. Aber am 10 Febr. 1928

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wurde zu unser aller Freude die kleine Marie Louise geboren.

Gott möge sie uns erhalten und seine Gnade über uns alle

walten lassen. Ich aber rufe mit den Psalmisten: Herr, Herr,

was bin ich und was ist mein Haus, dass du mich bis

hier gebracht hast.

                                Heinrich Albrecht

Dem Wünsch mein lieber Vater folgend, schreibe ich, seine

Tochter, seinen Lebenslauf weiter, den er selber bis

zum 70. Lebensjahr geschrieben hatte.

So sehr mein Vater sich über sein erstes Großkind gefreut hat,

so war es auch bei den anderen. Am 2. März 1930 (einem Sonntag)

Wilhelms Geburtstag, wurde unsere Helga geboren. 11. März

zurück aus der Klinik. Mit Großvaterfreuden trug er das

Kind ins Haus. Natürlich      und legte seine Mütze

aufs Auto. Nachher beim Wegfahren rutschte die Mütze an der

Straßenecke runter. Als Helga 11 Wochen alt war am 18. Mai

1930 am Sonntagmorgen kam unser Haus in Flammen und brannte

größtenteils nieder. Eltern und Kinder zogen bei Eilmanns,

wir schliefen bei Persiehls. Nächsten Morgen ganz früh war unser

Opa dort und sagte u. a. „Ein süßer Trost ist mir geblieben, ich

zähl die Häupter meiner Lieben, und sieh, mir fehlt kein teueres

Haupt “ Ein schwerer Sommer nahte, es wurde neu gebaut.

Mit Gottes Hilfe, teuer Nachbarn und Freunde Arbeit, das neue

am 5. ­–6. Aug wieder errichtet. Ende Sept. zogen Eltern und Kinder

wieder ein. Wir wohnten im Schweinhaus.

Neubau des Hofes 4/22 1930, (Bild Familie Bruns)

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Im Dezember wurde meine Mutter krank und starb am

23. Dez 76 Jahre alt. Mein lieber Vater stand mir treu zur Seite

bei allen Arbeiten. Am 11. Febr. 1938 wurde uns weiter eine gesunde

Tochter geschenkt. Im Sommer vor seinem 80. Geburtstag hatte Opa

eine sehr schlimme Hand, aller paar Tage ins Krankenhaus, aber er fuhr

trotzdem die klein Elisabeth aus. Er war die Jahre das beste

Dienstmädchen. 10 Schafe hatte er noch, die zu hüten mit seinem Leo

war ihm eine Freude. Elisabeth nahm er dann mit. Im

82. Lebensjahr meines lieben Vaters nahmen seine körperlichen

Kräfte merklich ab, aber geistig war er sehr rege und konnte auch

in seiner Situation mit manchem schönen Bibelswort trösten und stärken.

Einige Wochen vor seinem Tod saß er vor der Tür an der Hofseite

und wir ließen seine Schafe zu ihm herkommen, sein Hund Leo

saß ihm treu zur Seite. Am 9. März bekam er einen Schwächeanfall,

gab mir dann aber noch Ratschläge wegen der Kinder und betete

für sie. Wie er sich von uns verabschiedet hatte, waren seine letzten Worte.

Herr Jesu, wie lebe ich, Herr Jesu, wie sterbe ich, Herr Jesu hier bin ich

Tot und lebendig, mach mich ewig selig: Amen

So ist mein geliebter Vater in Frieden

hingegangen am 9. März 1943

Am 13. März haben wir ihn zu Grabe getragen

Friedhof Vastorf, durch Pastor Ludewigs, Lüne

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Mein Lebenslauf

Ich, Marie Meyer, geb. Albrecht, geb 2. September 1896 zu

Gifkendorf als Tochter des Hofbesitzer Heinrich Albrecht

geb. zu Aljarn 8 . Juli 1859. Meine Mutter Elisabeth Albrecht

geb. Dittmer geb. zu Gifkendorf am 21. Sept. 1859.

Nachdem meine Eltern am 23. Nov. 1883 geheiratet hatten,

wurde ihnen im Mai 1885 eine Tochter geboren, Eliese, die

aber Juli 1887 starb an schleichenden ? (Diphterie). Danach

wurde meine Mutter sehr krank (gelähmt) und konnte erst nach

Jahren wieder gehen. Da war die Freude groß als am 2. Sept 1896

ich geboren wurde. Getäuft 20 Sept. 1896. Zur Schule kam ich

nach Ostern 1903. Die ersten Schuljahre hat mein Vater mich oft

fertig gemacht zur Schule, weil meine Mutter viel Krank war.

Ich war der Meinung bessere Menschen könnte es auf der Welt

nicht geben als mein Papa und Lehrer Meyer. Ich wurde streng

erzogen, nein blieb nein, und wann ich noch so bettelte.

Zur Schulentlassung bekam ich vom Lehrer Meyer ein Christliche

Vergissmeinnicht, woraus ich mir   ?   tröstende Worte entnommen

habe im Leben. Der Tag meiner Konfirmation war mir ein

großer Tag. Pastor Drewes uns konfirmiert am 9. April 1911

Mein Dankspruch war: Ein aber ist Not, Maria hat das gute Teil

erwählt, das soll nicht von ihr genommen werden. Als im August 1914

der Krieg ausbrach, war mein schöne fröhliche Jungmädchenzeit

fort nun bedrückt. Von Febr. 1915 bis April 1916 war ich

im Gut Solchstorf zum Haushaltlernen.

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Eine liebe Freundschaft zerstörte mir der Krieg 1918

Als der Krieg vorbei war, lernte ich Wilhelm Meyer aus Rohstorf

kennen. Wir heirateten am 27. Mai 1921. Pastor Kappes traute uns

Unser Trauspruch war: nun Aber bleibet Glaube, Hoffnung Liebe,

diese Drei aber ist die größte unter ihnen.  1. ?? 13.13

Es änderte sich vieles bei uns. In Freude und Leid wusste mein

alter Vater mir immer ein liebes Wort zu sagen, das mich

tröstend stärkte. Denn wir beiden uns verstanden und liebten uns sehr

Als am 10. Febr. 1928 unsere Marie Louise geboren wurde, waren wir

alle sehr glücklich. Zwei Jahre darauf, am 2. März 1930, Wilhelms

Geburtstag wurde uns wieder eine gesunde Tochter geschenkt.

Helga wurde auch gleich in der Klinik getauft. Am 18. Mai 1930

zerstörte Feuer unser Wohnhaus. Durch Feuer und Glut das alte

vernichtet mit Gottes Hilfe teuer Nachbarn u. Freunde Arbeit

das Haus wieder errichtet am 5-6 Aug. Es war ein schwerer Sommer

1935 am 23 Dez. starb unsere liebe Oma 76 Jahre alt nach

kurzer Krankheit. Sie hatte immer noch den Haushalt besorgt.

Nun half Opa mir weiter hier musste auch beim Weben. Als nun

in meinem 42. Lebensjahr unsere Elisabeth geboren wurde

am 11. Febr. 1938 (sie wog 9 1/4 Pf) hatten wir ein Dreimädelhaus

aber viel Arbeit. Aber Helga konnte gut mit der kl, Elisabeth

umgehen, wenn ich auf dem Felde war. Marliese war für Pferde

und Kühe und kam mit aufs Feld. Als der zweite Weltkrieg kam

gab es Lebensmittelkarten und Kleiderkarten alles war knapp.

Wir haben Wolle gesponnen, die Kinder haben fleißig gestrickt

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Jacke, Röcke, Mützen u. s. w. Aus meinem Haben „unleserlich“ aus gewebtem

Bettzeug mache Frau Basse Kleider und Überröcke.

Der Verlauf des Krieges in der Heimat beschreibe ich auf einem

anderen Blatt. Am 9. März 1943 starb mein lieber Vater im

84. Lebensjahr, ich habe ihn sehr vermisst. 1946

hatten wir unsere Silberhochzeit. Aber da wir das Haus voller Flüchtlinge

hatten und es alles auf Marken gab konnten wir weiter keine

Gäste einladen als Pastor Witte und Frau Eilmanns und die Flüchtlinge.

Aug. 1947 kam ich ins Krankenhaus, so mussten die Mädels die Hauswirtschaft

machen. Über Weihnachten bis zum Ende März war ich dort. Nun kam 1948 auch noch

die Geldentwertung. Jede Person bekam 20 M Kopfgeld zum Neuanfang.

Als nun Marliese und Erwin am 26. Mai 1950 heirateten, waren wir froh

die Wirtschaft und den Hof in junge fleißige Hände legen zu können.

Am 22. Mai 1953 heirateten Helga ihren Horst nachdem ihr Haus zum

Einziehen fertig war. Elisabeth und Alfred schlossen ihren Ehebund am 27. Mai 1960

unserem 40 Hochzeitstag. Im Nov. 1963 wurde ich im Bevenser Krankenhaus

an Galle operiert, wo ich viel Hilfe und Trost erfahren durfte.

Von 1952-1964 wurden uns 7 Enkelkinder geschenkt die uns alle

zu unserer goldenen Hochzeit gratulierten, die wir 1971 mit Verwandten

und Freunden fröhlich feiern durften. Wir erfuhren viel Freude in Familie

und Wirtschaft und verlebten friedliche Jahre miteinander. Gott möge uns noch

die Gesundheit erhalten wie bisher.

Nun nach vollendeten 75 Jahren blicke ich dankbar zurück mit dem Wort

Lobe den Herrn das alles so herrlich regieret und glaubensvoll vorwärts mit

dem Ruf Herr, meine Zeit steht in deinen Händen.

Gifkendorf April 1972

Marie Meyer geb. Albrecht