Die Vastorfer Mühle

Andreas Freymuth, Marc Bastet

Angesichts der geografischen Nähe zwischen Vastorf und Gifkendorf haben die beiden Dörfer mehr als einen Teil ihrer Geschichte gemeinsam. Viele Gebäude bezeugen die Gemeinsamkeit, die Kapelle oder die Schule zum Beispiel, die sich am Standort des aktuellen Seniorenheims befand und Kinder aus allen umliegenden Dörfern empfing.

Zu diesen Gebäuden zählt mit Sicherheit auch die Vastorfer Mühle.
Die Vastorfer Wappen tragen heute stolz eine Abbildung dieser Mühle, die bis in die 1950er Jahre an der Vastorfer Kirchenallee stand. Es war ein prächtiger Bau, eine sogenannte Holländer-Mühle mit Galerie, die 1857 errichtet worden war und das ganze Dorf überragte. Es ist übrigens möglich, dass Vastorf schon vorher über eine Mühle verfügte, das Dorf spielte im Mittelalter wohl eine wichtige Rolle, aber dokumentiert ist sie nicht.

Die Mühle wurde zweimal 1897 und 1907 vom Blitz getroffen, konnte aber jedes Mal wieder repariert werden. 1935 zerstörte ein heftiger Sturm die Haube mit dem Windwerk. Von dem Moment an ersetzte ein Elektromotor die Windkraft. Die Mühle stand noch einige Jahre als flügelloser Rumpf, doch nachdem der Betrieb 1954 endgültig eingestellt worden war, vernichtete ein Brand im Jahr 1961 vollständig, was von der Mühle noch übrig geblieben war.

Die Mühle gehörte seit 1882 der Lüneburger Müllerfamilie Pamperien. 1910 übernahm Carl Pamperien den Betrieb. Er war ein tüchtiger Geschäftsmann und hatte einiges vor mit der Mühle.

Die Vastorfer Mühle, Anfang 20. Jh.

Bild Andreas Freymuth.

Vastorfer Windmühle bei der Gastwirtschaft Pamperien um 1915 (Bild Andreas Freymuth).

Er betrieb neben dem Müllererwerb noch eine Bäckerei und eine Gastwirtschaft, in einem Gebäude, das direkt neben der Mühle stand. Pamperien ließ einen großen Veranstaltungssaal bauen, der nach dem Krieg glorreichen Zeiten erleben durfte.

Der Rumpf der Vastorfer Windmühle 1957, zu dieser Zeit war die Mühle schon nicht mehr in Betrieb. Vorne: das Gebäude der Bäckerei Pamperien (Bild Andreas Freymuth).

Nach den schwierigen Kriegsjahren entdeckte und zelebrierte die Jugend erneut Vergnügungen und Freiheit im Saal des Gasthauses. Regelmäßig kamen Musiker aus Lüneburg (die Band „Die Caritas“ zum Beispiel kam sehr gerne, weil die Bandmitglieder ihren Lohn teilweise in Form von Naturalien erhielten) für Tanzveranstaltungen, die in Erinnerung blieben und von denen auch die Zeitung berichtete. Viele Paare der Gegend haben sich tatsächlich hier beim Tanzvergnügen kennengelernt. So traf der Gifkendorfer Otto Eilmann seine zukünftige Gattin, die aus Hamburg stammte, „bei einer Limonade“ auf einer dieser Veranstaltungen. Dabei wurde nicht nur Limo getrunken: Jürgen Jarfe erinnert sich als Augenzeuge, dass bei den Veranstaltungen auch selbstgebrannter Schnaps eine große Rolle spielte. Alkohol war damals kaum zu finden und wurde auf den Höfen schwarz gebrannt. Dafür verwendet wurden überwiegend Zuckerrüben, Kartoffeln oder Obst – das erforderliche Fachwissen stammte im Allgemeinen von den Ostvertrieben wie Jarfe schreibt.

Maike Dannenberg und Otto Eilmann heirateten 1949, nachdem sie sich bei einem Tanzvergnügen bei Pamperien kennen lernten (Bild: Familie Eilmann).

Aber die goldenen Zeiten waren irgendwann vorbei und in den 1960er verschwand die Gastwirtschaft und wurde als Dorfkneipe „Der Dorfkrug“ weiter betrieben, bis auch sie in den 2000er Jahren den Betrieb einstellte.