Als die Polizei Gifkendorf stürmte

Gifkendorf hat im Bezug zur Waffengewalt schon einiges erlebt; die Dänen im 30-jährigen Krieg, die Engländer in 1945, die Bundeswehr und ihre NATO-Allierten, deren Panzer jahrzehntelang bei Manövern durch den Ort fuhren und die auf den Höfen und in den Wäldern ihre Camps aufschlugen, Bundesgrenzschutz und Polizei, die die Castortransporte schützten, aber an diesem Tag im Jahr 2013 ereignet sich etwas ganz Neues.

Am 6. Februar, gegen 5:30 Uhr morgens, rasten mehrere schwarze Fahrzeuge über den Platz in Gifkendorf und verteilten sich auf verschiedene Straßen im Dorf. Aus den Fahrzeugen stiegen bewaffnete Uniformierte.
Um 6:00 Uhr began der eigentliche Einsatz: ein Haus und eine Scheune wurden ins Visier genommen und schnell von der Polizei unter Kontrolle gebracht. Eine Person wurde festgenommen und in der Scheune fanden die Polizisten den Anlass für ihren Einsatz. Es wuchsen dort, schön aneinander gereiht, Hunderte von Cannabispflanzen.

Um zu gedeihen, muss die Cannabispflanze mehr als 12 Stunden am Tag Licht bekommen, sie braucht ständig frische Luft, was eine mechanische Belüftung erfordert, und sie hat dazu einen hohen Wasserbedarf. Die Scheune war dementsprechend ausgestattet. Eine außergewöhnliche Elektroinstallation mit einem ebenso außergewöhnlichen Stromverbrauch. Die Atmosphäre in der Scheune war besonders feucht, was eine permanente Gefahr für die elektrische Anlage darstellte. Die Anlage musste außer Betrieb genommen werden, die Polizei musste in der Eile einen örtlichen Elektriker beauftragen, der es nicht glauben konnte: eine Cannabis-Scheune hier in Gifkendorf.

Zeichnung: Wolfgang Sperzel.

Gerüchten zufolge wurde die Scheune von einer Wärmebildkamera an Bord eines Polizeihubschraubers entdeckt, der die Bahnstrecke im Rahmen der Castor-Einsätze überwachen sollte. Ein Artikel der Landeszeitung vom 8. Januar 2013 bringt uns auf eine andere Spur. Der Einsatz der Polizei in Gifkendorf war tatsächlich Teil einer großen, konzertierten Polizeiaktion, die in der gesamten Region Lüneburg durchgeführt wurde. Das gesamte Netzwerk wurde seit Wochen überwacht, die meisten Personen waren der Polizei bereits bekannt. Insgesamt fünf Scheunen wurden in der Umgebung von Lüneburg enttarnt, sieben Personen festgenommen und mehrere Dutzend Kilogramm Drogen beschlagnahmt.

Wer hätte es gedacht: Gifkendorf Teil eines überregionalen kriminellen Netzwerks …